Beitrag zur Kenntniss
der
jüngsten Aminoneen
Norddeutschlands
Dr. Clemens Schlüter.
Bonn,
Verlag von A. Henry.
1867.
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Bonn, Druck von Carl Georgi.
Das Studium der mesozoischen Gebirgsschichten in Norddeutsch-
land hatte seit den Fundamentalarbeiten vorzüglich von Goldfuss,
Hoffmann und Römer längere Zeit hindurch fast geruht und na-
mentlich im Vergleich mit Nachbarländern nur geringe Fortschritte
aufzuweisen. In jüngerer Zeit ist auch in diesem Gebiete der vater-
ländischen Geologie ein neuer Aufschwung eingetreten. Mit ebenso
grossem Eifer als Erfolge sind zunächst die jurassischen Gesteine
ihren organischen Einschlüssen sowie ihren Lagerungs Verhältnissen
und ihrer Verbreitung nach studirt worden, wovon die Arbeiten der
Herrn B r a u n s, C r e d n e r, F. R ö m e r, Schlönbach und von See-
bach beredte Beweise liefern. Die Ueberzeugung, dass das Parallelisi-
ren ganzer Schichtengruppen nicht genüge, dass das scharfe Erkennen
der Species (ihren zoologischen Eigentümlichkeiten, wie ihrem
geologischen Vorkommen nach) zur genaueren Schichteneintheilung
und zum Wie der erkennen des an einem Orte durch bestimmte Arten
characterisirten Niveaus in anderen Gegenden erforderlich sei, —
war maassgebend.
Dasselbe gilt für die Kreideperiode. Seitdem für die alten, weiten
Glieder dieser Periode durch die Untersuchungen des Herrn von
Strombeck eine präcisere Einteilung geboten ist, sind auch die
fossilen Reste derselben Gegenstand erneuter und schärferer Unter-
2 Einleitung.
suchung geworden, um sie noch weiter für die Geognosie nutzbar
zu machen.
Für die bessere Kenntniss der S p o n g i e n hat bereits A. R ö-
mer 1 einen wichtigen Beitrag geliefert.
Die Foraminiferen haben in dem ausgezeichneten Kenner
derselben Aug. Reuss2 in Wien einen Bearbeiter gefunden.
Die Korallen wurden von W. Bölsche3 bearbeitet.
Die Brachiopoden sind von H. Credner 4 und M. Schlön-
b a c h 5 behandelt worden.
Ueber Cr ustaceen 6 habe ich selbst einen Aufsatz nebst Nach-
trag dazu geliefert.
Die Fische endlich sind durch W. von der Marek7 beschrie-
ben worden.
1 Adolph Römer, Die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges.
Mit 19 Taf. 4°. (Palaeontographica.) Cassel 1864.
2 Aug. Reus, Die Foraminiferen der westphälischen Kreideformation. Mit
13 Taf. 8°. (Sitzungsber. der math.-naturw. Classe der kais. Akad. der Wiss. Bd. XL,
S. 147 ff.) Wien 1860.
Aug. Reuss, Die Foraminiferen des norddeutschen Hils und Gault. Mit
13 Taf. 8«. (ebend. Bd. XLVI.) Wien 1862.
3 Willi. Bölsche, Die Korallen des norddeutschen Jura- und Kreidegebir-
ges. Mit 3 Taf. 8°. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XVIII. S. 439 ff.
Berlin 1866.)
4 Herrn. Credner, Die Brachiopoden der norddeutschen Hilsbildungen.
Mit 2 Taf. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XVI. Berlin 1865.)
5 M. Schlönbach, Kritische Studien über Kreidebrachiopoden. Mit 3 Taf.
(Palaeontographica. Bd. XIII.) Cassel 1866.
M. Schlönbach, Ueber die Brachiopoden aus dem unteren Gault von Ahaus
in Westphalen. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1866. S. 365 ff.)
6 CI. Schlüter, Die Makruren Dekapoden der Senon- und Cenomanbildun-
gen Wcstphalcns. Mit 4 Taf. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1862. S. 702 ff.)
7 W. von der Marek, Fossile Fische, Krebse und Pflanzen aus dem Platten-
kalke der jüngsten Kreide in Westphalen. Mit 4 Taf. (Palaeontographica.) Cassel 1863.
W. v. d. Marek und CI. Schlüter, Neue Fische und Krebse aus der
Kreide Westphalens. (Palaeontographica.) Cassel 1867.
Einleitung. 3
Für die Characteristik und Altersbestimmung der einzelnen Schich-
ten in der Kreideformation sind unter den fossilen Einschlüssen die
Cephalopoden, wie allgemein anerkannt, von hervorstechender Wich-
tigkeit. Seit längerer Zeit habe ich dem Vorkommen derselben eine
besondere Aufmerksamkeit gewidmet, so dass ich hoffe, durch die
Mittheilung meiner in loco angestellten Beobachtungen, welche durch
Benutzung der Sammlungen paläontologischer Gönner und Freunde
noch ergänzt werden, einzelne Lücken in der bisherigen Kenntniss
dieser Thierklasse auszufüllen.
Beiträge zur Kenntniss der Kreidecephalopoden werden mit dem
vorliegenden Hefte eröffnet.
Die Hefte werden sich so rasch folgen, als es das Zeichnen und
Lithographiren der Tafeln gestattet.
Was die Anordnung des zur Mittheilung kommenden Materials
anbelangt, so erscheint es unthunlich, die Ammoniten familienweise
zu gruppiren, da nicht das gesammte Material auf einmal zur Bear-
beitung zu Gebote steht. Denn ist dies auch mit der eigenen
Sammlung der Fall, so können die Exemplare fremder Sammlungen
doch nur vor und nach benutzt werden. Für den Gebrauch des
Buches möchte dieser Umstand sich als bequem erweisen, indem es
möglich sein wird, die einzelnen Arten nach den Lokalitäten, und
damit zugleich nach ihrem geognostischen Vorkommen zusammen
zu stellen.
Von jeder Art ist mit der möglichsten Genauigkeit der Fund-
punkt und die horizontale wie vertikale Verbreitung angegeben worden.
Für die einzelnen Schichten sind die gegenwärtig in Norddeutsch-
land gebräuchlichen Benennungen angewandt.
1. Schichten mit Belemnitella mucronata.
2. „ n „ quadrata.
4 Einleitung.
3. Schichten mit Epiaster brevis und Inoceramus Cuvieri.
4. „ „ Micraster Leskei u. Spondylus spinosus, Scaphites Geinitzi.
5. „ „ Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woolgari incl. Ga-
leriten-Pläner.
6. „ „ Inoceramus mytiloides (= labiatus) und Ammonites Cun-
ningtoni.
T. „ „ Ammonites Rotomagensis und Discoidea cylindrica.
8. „ „ Ammonites varians und Mantelli.
9. „ „ Pecten asper (Tourtia oder Grünsand von Essen).
Es entsprechen die Schichten
1 und 2 der oberen Kreide oder dem Senon;
3, 4, 5, 6 dem oberen Pläner oder dem Turon;
7, 8, 9 dem unteren Pläner oder dem Cenoman. 1
Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Scheidung und die Rei-
henfolge der Schichten in der norddeutschen Kreideformation ein-
zugehen. Es wird in den meisten Fällen bei näherer Angabe des
Vorkommens genügen, den vorbenannten Schichten die Bezeichnung
obere, mittlere, untere beizufügen.
Die mächtige Folge grauer und gelblicher Mergel im südlichen
Westphalen bei Altenessen, Stoppenberg, Herne, Castrop schliesst sich
als tiefstes Glied der Quadraten-Kreide an, und werden dieselben als
unterstes Senon bezeichnet.
Die durch ihren Reichthum an fossilen Resten wohlbekannten
Kreidemergel, welche sich von Lette in Westphalen, über Coesfeld, Holt-
wick und Legden erstrecken, aus denen F. Römer2 vorzugsweise
1 Ueber die Verbreitung dieser Schichten im westphälischen Kreidebecken
ist zu vergleichen: die Mittheilung des Verfassers in den Sitzungsberichten der
niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde (Verhandl. des naturhist.
Ver. der Rheinlande und Westphalen 1865) S. 125.
Ueber die wichtigsten Fundpunkte in Hannover und Braunschweig ist von
Strombeck (siehe unten) und F. A. Römer „die neuesten Fortschritte in der Mine-
ralogie und Geognosie“, Hannover 1865 S. 41 ff. zu vergleichen.
2 Die Kreidebildungen von Westphalen. Verhandl. des naturhist. Vereins
für Rheinland und Westphalen 1854. S. 140.
Einleitung. 5
Belemnitella mucronata citirt und welche auch Ho s i us 1 zu den Mucro-
naten-Schichten stellte, boten in all den zahlreichen Aufschlusspunkten
kein Exemplar der Hel. mucronata, dagegen Bel. quadrata in grosser
Zahl der Individuen. Sie bilden die jüngste Schichtenfolge der Qua-
draten-Kreide. Nicht minder reich an fossilen Resten sind übrigens
die Kreidemergel mit Bel. mucronata, welche die obersten Schichten der
Höhen zwischen Coesfeld und Darup bilden. Das Liegende derselben
bildet nach den Aufschlüssen auf dem „Coesfelder Berge“ und „Da-
ruper Berge“ ein als Baumaterial vielfach gewonnener Mergelsand-
stein, welcher verhältnissmässig nur sparsam fossile Reste umschliesst,
unter diesen Bel. mucronata. Die im Innern der Baumberge be-
kannten Schichten, welche theils durch den Reichthum an fossilen
Fischen, theils durch das häufige Vorkommen von Turrilites polyplo-
cus 2 characterisirt werden, dürften jünger sein.
Was die Terminologie der Ammoneenschalen anbetrifft, so dürfte
es von allen Paläontologen für noth wendig erachtet werden, die bis-
herige Bezeichnungsweise zu verlassen, da beim lebenden Nautilus
die convexe Seite dem Bauche, die concave dem Rücken des Tlr’e-
res entspricht. Es wird also im Nachfolgenden die Siphonalseite als
Bauch, die entgegengesetzte als Rücken bezeichnet werden, wie das
bereits von Süss und Dittmar geschehen ist.
Um den lästigen Ballast der Citate nicht unnöthiger Weise zu
vergrössern, wird kein Citat gegeben werden, welches sich einzig auf
den Namen bezöge, nicht aber zugleich auch unsere Kenntniss der
Art erweiterte.
1 Beiträge zur Geognosie Westphalens. ebend. 1860. S. 318.
2 A. Römer nennt freilich die Art auch aus den Hauptquadraten-Schichten
von Dülmen. Diese Angabe ist irrthümlich. Tur. polyp. wurde in Westphalen
niemals in anderen Schichten als den genannten gefunden und ist namentlich auch
den oben genannten Mergeln von Coesfeld und Darup durchaus fremd.
6
Einleitung.
Lange bevor das Fundament für eine wissenschaftliche Betrach-
tung der fossilen Organismen gelegt war, hatten wie Versteinerungen
überhaupt, so auch die Ammoneen im nördlichen Deutschland schon*«
Interesse erregt. Die aufgefundenen und für werthvoll gehaltener/
Reste fanden mitunter solche Darstellungen, dass auch heute das
Wiedererkennen keine Schwierigkeit bietet. So gedenken Nünning
und Cohausen 1 des riesigen Ammonites peramplus aus dem jüng-
sten Senon mit Belemnitella mucronata von Coesfeld als Oornu Am-
monis ; den als Cornu Bisontis bezeichneten Ammonites Rotoma-
gensis fanden sie im cenomanen Pläner bei Oeding. Selbst die grossen
Ancyloceren des erst neuerlich wieder entdeckten unteren Gault der
Barler Berge bei Ahaus waren ihnen wohl bekannt. Wenn huch
im weiteren Verlaufe der Zeit des Vorkommens von Ammoneen in
jüngeren cretaceischen Sedimenten gedacht wird, so dürfen doch
als wissenschaftlich begründet — nachdem durch Mantel und So-
werby eine Reihe Arten aus der Englischen und durch Brong-
n i a r t aus der französischen Kreide bekannt gemacht waren — erst
die Namen angesehen werden, welche F. W. Höninghaus 1830 im
Jahrbuche für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde von
Leonhard und Bronn2 und H. von Dechen 1882 in seiner
Bearbeitung des Handbuches der Geognosie von de la Beche ver-
öffentlichten.
Höninghaus nennt folgende Arten:
1 Commercii literarii dissertationes epistologicae historico-physico-curiosae cla-
rissimorum Westphaliae duumvirorum, Iodoci Hermanni Nunningii et Iohannis Hen-
rici Cohausen de Glossopetris, Lapidibus Cordiformibus, Cornu Bisontis Petrefacto,
Cornu Ammonis et Osse Femoris Elephantini etc. Cleomb. sec. Francofurti ad
Moenum, anno MDCCXLVI.
2 Versuch einer geognostischen Eintheilung seiner Versteinerungssammlung
von F. W. Höninghaus. Siebente Abtheilung. Grünsand, Kreide. II. Cephalopo-
den. S. 462.
Einleitung.
7
Ammonites Buchii Hoen. Grünsand. Aachen. 1
„ Lewesiensis So. Kreide. Essen.
„ Mantelli So. Grünsand. Bochum.
„ ornatus (Pollux). Grünsand. Paderborn. 2
„ rusticus So. Grünsand. Bochum. 3
„ Selleguinus Bg. Kreide. Essen. 4
„ varians So. Grünsand. Bochum.
Hamites intermedius So. Grünsand. Aachen.
„ rotundus Cuv. „ „
Baculites Faujasii Lam. „ Bochum.
Sämmtliche hier aufgeführten Species werden auch von H. von
Dechen (p. 432 — 346) mit Ausnahme des Amm. Buchii und Amm.
ornatus citirt.
Die Zahl dieser Arten und Fundstellen hat eine wesentliche Er-
weiterung erfahren durch das Werk von Friedrich Adolph Rö-
mer, welches den Titel führt: Die Versteinerungen des norddeut-
schen Kreidegebirges. Mit 16 lithographirten Tafeln. Hannover 1841.
In diesem Werke werden aus der Kreide über dem Gault fol-
gende Arten beschrieben und zum Theil auch abgebildet:
Ammonites peramplus Sow. Sarstedt, Alfeld, Goslar, Strehlen, Lem-
förde, Coesfeld, Ilsenburg, Ahlten, Dülmen, Quedlinburg.
Ammonites Rotomagen sis Brong. Osterfeld (irrthümlich), Rethen, Lan-
gelsheim.
Ammonites Mantelli Sow. Iburg, Sarstedt, Goslar, Quedlinburg, Lieben-
burg.
1 Die Art ist niemals beschrieben oder abgebildet worden.
2 Unverständliches Citat einer jurassischen Art. Weder Grünsand noch ju-
rassische Schichten finden sich bei Paderborn, noch auch Formen von Ammoniten,
welche mit Am. ornatus verwechselt werden könnten.
3 Nach Vergleich der in Poppelsdorf liegenden Originale ergibt sich, dass
dieselben zu Amm. Cunningtoni Sharpe gehören und aus dem Mytiloides-Pläner
stammen.
4 Die Darstellung des Amm. Selleguinus (Cuv. oss. foss. tab. VII, fig. 1) ist
ungenügend für die Erkennung der Art. Die von Essen als solche bezeichneten
Exemplare gehören zu Amm. planulatus Sow. = Amm. majorianus d’Orb.
8
Einleitung’.
Ammonites bidorsatus Rom. Dülmen, Blankenburg.
Ammonites falcatus Mant. Langelsheim, Waterlappe.
Ammonites varians Sow. Sarstedt, Iburg, Goslar, Waterlappe.
Ammonites coupei Brong. Sarstedt, Liebenburg.
Scaphites aequalis Sow. Kromsberg bei Hannover.
Scaphites obliquus Sow. Iburg.
Scaphites costatus Mut. Alfeld, Goslar, Liebenburg, Quedlinburg.
Scaphites inflatus Röm. Dülmen.
Scaphites bidonosus Röm. Dülmen.
Scaphites compressus Röm. Ahlten.
Scaphites plicatellus Röm. Lemförde.
Scaphites pulcherrimus Röm. Lemförde, Vaels.
Scaphites ornatus Röm. Lemförde.
Turrilites costatus Sow. Sarstedt, Rethen, Langelsheim.
Turrilites tuberculatus Sow. Langelsheim, Salzgitter, Alfeld.
Turrilites undulatus Sow. Peine, Rethen, Liebenburg.
Turrilites polyplocus Röm. Lemförde.
Hamit es intermedius Sow. Aachen, Peine.
Hamites ellipticus Mant. Berne bei Hildesheim.
Hamites plicatilis Sow. Alfeld, Berne.
Hamites armatus Sow. Salzgitter,
Baculites Faujasii Lmk. Aachen, Lemförde.
Baculites anceps Lmk. Aachen, Blankenburg.
Baculites obliquatus Sow. Rethen, Langelsheim.
Baculites incurvatus Dujard. Quedlinburg.
Da das Werk von Römer die wichtigste (einheimische) Quelle
für die Kenntniss der jüngsten Ammoneen des nördlichen Deutsch-
land ist, wir also im weiteren Verlaufe unserer Arbeit gezwungen
sind, stets darauf zurückzugreifen, so ist es überflüssig, schon hier
den genannten Arten critische Bemerkungen zuzufügen. Ebenso ab-
strahiren wir davon, die gelegentlichen Notizen, welche über unsere
jüngeren Ammoneen in verschiedenen Aufsätzen zerstreut sich fin-
den, hier zusammen zu lesen, da es nur zu nutzlosen Wieder-
holungen führen würde, indem doch an den erforderlichen Stellen
Rechenschaft darüber gegeben werden muss. Wir begnügen uns
also damit, hier diese kleineren Arbeiten zugleich mit der benutzten
Einleitung. 9
inländischen und ausländischen Litteratur in chronologischer Folge
namhaft zu machen.
1812—1830 J. Sowerby: Mineral Conchology of Great Britain voll. I — VI. 8°.
Witli 609 plates. London.
1822 Cu vier et Al. Brongniart: Description geologique des environs de Paris.
4°. Avec un Atlas de 17 pll. Paris.
1822 G. Mantell: The fossils of the South Downs, or Illustrations of the geo-
logy of Sussex, 4°. W. 42 pll. London.
182 7 Nilsson: Petrefacta Suecana formationis cretaceae. c. X tab. Londini Go-
thorum 1827.
1834 S. G. Morton: Synopsis of the Organic Remains of the Cretaceous group
of the United States. Ulusti\ by 19 pl. 8°. Philadelphia.
1835 F. Dujardin: Memoire sur les couches du Sol en Touraine, et description
des coquilles de la Craie et des Faluns. Av. XX pl. (M6m. de la soci6t6
geologique de France. Tome deuxieme. Prem. part. p. 211 — 311.)
1840 Ale. d’Orbigny: Paleontologie Frangaise. Description zoologique et geolo-
gique de tous les animaux mollusques et rayonnös fossiles de France. Ter-
rains cretacees. Tom. I. Cephalopoda. 8°. Av. 148 pl. Paris.
1841 Friedr. Ad. Römer: Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebir-
ges. Mit 16 Taf. 4°. Hannover.
1 842 Fr. v. Hagenow: Monographie der Rügenschen Kreideversteinerungen.
III. Abtheilung: Mollusken. (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. von
Leonhard und Bronn. Jahrgang 1842. S- 528 — 575. Mit Taf. IX.)
1845 E. Forbes; Report on the fossil Invertebrata from Southern India, collec-
ted by Mr. Kaye and Mr. Cunliffe. p. 97 — 174. Tab. VII — XIX. (Transac-
tions of the Geological Society of London. Sec. Ser. Vol. VII.) Lon-
don 1845.
1845 — 1846 Aug. Reuss: Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation.
Mit 51 Taf. 4°. Stuttgart.
1846 — 1849 Fr. Quenstedt: Petrefactenkunde Deutschlands. Der ersten Ab-
theilung erster Band. Cephalopoden. 8°. Mit 36 Taf. in Fol. Tübingen.
1849 — 1850 H. B. Geinitz: Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge
in Deutschland. Mit 12 Taf. 8°. Freiburg.
1850 Ale. d’Orbigny: Prodrome de Paleontologie stratigraphique universelle des
animaux mollusques et rayonnes faisant suite au cours 61ementaire de
Paleontologie et de Geologie stratigraphiques. Deuxieme volume. 8°. Paris.
1850 H. B. Geinitz: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-
böhmischen Kreidegebirges, sowie der Versteinerungen von Kieslingswalde.
Mit 31 Taf. Neue Ausgabe. Leipzig 1850. Die erste Ausgabe in einzelnen
Heften, welche 1839, 1840, 1842 und 1843 erschienen.
10
Einleitung.
1850 Fried. Ewald: Ueber die Gränze zwischen Neocom und Gault. (Zeitschr.
d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. II. S. 440 — 478.)
1850 Kner: Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg und seiner Um-
gebung. Mit 5 Taf. (Naturwissenschaftliche Abhandlungen gesammelt von
Haidinger. III. Bd. 2. Abth. S. 1—42.)
1850 Al. Alth: Geognostische Beschreibung der nächsten Umgebung von Lem-
berg. Mit 5 Taf. ebend. S. 171—284.
1851 Fred. Dixon: The geology and fossils of the Tertiary and Cretraceous For-
mation of Sussex. 4°. With 40 pl. London.
1852 Ferd. Römer: Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Ein-
schlüsse. Mit 11 Taf. 4°. Bonn.
1852 C. G. Giebel: Fauna der Vorwelt mit steter Berücksichtigung der lebenden
Thiere. Dritter Band : Mollusken. Erste Abtheilung : Cephalopoden. 8°.
Leipzig.
1852 Kner: Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ost-
Galizien. (Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Wien
1852. Bd. III. S. 293— 335. Taf. 15-17.)
1853 — 1856 Dan. Sharpe: Description of the fossil remains of Molluska found
in the Chalk of England. Part. I. Cephalopoda. 3 Abth. m. 27 Taf. (Mem.
Paleont. Soc. London.)
1854 James Hall und Meek : Description of new Species of Fossils, from the
Cretaceous Formations of Nebraska (Memoirs of the American Academy
of Arts and Sciences. Cambridge a. Boston. Vol. V. P. 2. p.-379 — 411.)
18 55 Will. Baily: Description of some Cretaceous Fossils from South Africa.
(The quat. Journ. of the geol. Soc. London, vol. XI. p. 454 — 465. With
pl. XI-XIII.)
1856 E. Hebert: Foss. de la craie de Meudon. (Mem. de la soc.g6ol. de France.
2. s6r. tom. V.)
1857 C. Giebel: Paläontologische Untersuchungen (Zeitschrift für die gesammten
Naturwissenschaften von Giebel u. Heintz. Bd. X. S. 302 — 327.)
1857 — 1863 W. A. Ooster: Catalogue de c^phalopodes fossiles des Alpes Suis-
ses. Avec la description et les figures des espbees remarquables. Part. I— VI.
av. 64 Pl. 4°. Genöve.
1857 von Strombeck: Gliederung des Pläners im N. W. Deutschland nächst dem
Harze. (Jahrbuch von Leonhard u. Bronn. S. 785 ff.)
1858 . . . F. Pictet et G. Campiche: Description des fossiles du terrain cr6tac6
des environs de Sainte-Croix. G&neve.
1858 F. von Hauer: Ueber die Cephalopoden der Gosauschichten. (Hauer, Bei-
träge zur Paläontologie I. 1. S. 7 — 14. Taf. I — III.)
1859 von Strombeck: Beitrag zur Kenntniss des Pläners über der westphä-
Einleitung.
11
lischen Steinkohlenformation. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XI.
S. 27—78.)
1861 J. Binkhorst van den Binkhorst: Monographie des Gastöropodes et des
Cephalopodes de la craie superieure du Limburg, a. 19 pl. 4°. Bruxelles
et Maestricht.
1862 F. von Hauer: Ueber die Petrefacten der Kreideformation des Bakonyer
Waldes. Mit 3 Taf. (Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissenschaften in
Wien. Bd. XLIV. S. 682-659.)
1863 Drescher : Ueber die Kreidebildungen der Gegend von Löwenberg. (Zeitschr.
d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XV. S. 291.)
1863 von Strombeck: Ueber die Kreide am Zeltberge bei Lüneburg. (Zeitschr.
d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XV. S. 97.)
18 64 — 18 66 F. Stoliczka: The Fossil Cephalopoda of the Cretaceous Rocks of
Southern India. (Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontolo-
gia Indica. III. 1—13. p. 41—216. tab. 26—94.)
1864 Geological Survey of California. Palaeontology. Vol. I. Section IV. De-
scription of the Cretaceous Fossils by W. Gabb. p. 57 — 217. tab. 9—32.
1865 F. A. Römer: Die Quadraten Kreide des Sudmerberges bei Goslar. (Pa-
laeontographica. tom. XIII. p. 193— 199. tab. 32.)
18 65 Suess: Ueber Ammoniten. Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissensch.
Math.-naturwiss. Klasse LII. Erste Abth. 6. S. 71 — 90 erste Abth.
1865 H- Seely: On Ammonites from“tke Cambridge Greensand. (Annales and
Magazin of Natural History. Third ser. Vol. XVI. p. 225 — 247. tab. X. XI.)
18 66 C. Schlüter: Die Schichten des teutoburger Waldes bei Altenbeken.
(Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XVIII. S. 35 — 76.)
1866 H. Schlönbach : Ueber die Parallelen zwischen dem oberen Pläner Nord-
deutschlands und den gleichalterigen Bildungen im Seinebecken. (Neues
Jahrb. f. Mineral, etc. III. Heft.)
1866 v. Hauer: Neue Cephalopoden aus den Gosaugebilden der Alpen. Mit
2 Tafeln. Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissensch. Math.-naturw.
Klasse. LIII. Bd. Erste Abth. 3. p. 300 — 311. Mit 2 Tafeln.
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AMMONITES brdg.
AMMONITEN AUS SENON - SCHICHTEN.
Ammonites Coesfeldiensfs n. sp.
Tab. X Fig. 1 — 5.
Die Grösse dieses Ammoniten beträgt durehsehnittlich 75 Millimeter.
Die zwei oder drei flachen Umgänge des Gehäuses bilden einen so engen
Nabel, dass nur etwa der dritte Theil ihrer Breite darin sichtbar ist.
Die meisten Exemplare sind comprimirt; bei diesen ist die steile Nabel-
fläche verschwindend klein und geht mit schwacher Biegung in die Sei-
tenfläche über. Bei anderen Exemplaren, welche so von der umgeben-
den Gebirgsmasse eingeschlossen wurden, dass sie mit der Mündung auf
der Schichtungsfläche liegen (Fig. 4) steht die ebene Nabelfläche senkrecht
auf der Naht und biegt in einer rechtwinkeligen Kante zur Seitenfläche
um. Die Seiten sind gewöhnlich flach, und nur das äussere Viertel oder
Fünftel gegen die Bäuchkante geneigt, oder schwach gewölbt, so dass
die Schalenöffnung ein längliches Oval bildet. Wie weit an dieser Form
Verdrückung mitwirkt, ist nicht mit Sicherheit zu ergründen, da die
quer im Gestein liegenden Exemplare auch wohl in Folge des Druckes
bauchiger sind. (Siehe d. angez. Fig.) Die gegen die Bauchseite ver-
schmälerte Mündung ist stets höher als breit. In der Jugend etwa ein
Drittel (fig. 3), bei den grösseren Stücken mehr als die Hälfte. An der
Nabelkante des letzten Umganges, zum Theil auf der Nabelfläche ent-
springend, liegen etwa 16 undeutliche Knoten, von denen ein, zwei,
auch drei Kippen ausgehen und unter denen eine schärfer hervortritt
als die übrigen. Diese Kippen sind in der Nabelgegend und auf dem
unteren Theile der Seiten gering, im obersten Theile der Seiten gegen
die Bauchfläche hin stark nach vorn gezogen. Indem hin und wieder
Ammonites Coesfeldiensis.
15
noch einzelne kürzere Rippen sich einschieben, bleibt der Raum zwi-
schen denselben ziemlich derselbe, kommt gewöhnlich der Breite einer
Rippe gleich und ist nur im höheren Alter um ein Geringes grösser.
Bei Exemplaren von 75 mm. Durchmesser zählt man 66 Rippen. Dort
wo die Seiten sich mehr dem Bauche zuneigen, und wo zugleich die
Rippen stärker nach vorn biegen, tragen dieselben einen kleinen run-
den Knoten. In der letzten Hälfte der äusseren Windung verschwinden
dieselben. Ausser diesem Schmuck ist noch jede Kante des Bauches
mit weit hervortretenden Zähnen besetzt, an deren Basis stets 2 oder 3
Rippen enden. Diese Zähne halten nicht bis zum vollendeten Wachs-
thum der Schale aus, sie werden auf dem letztem Drittel der äusseren
Windung kleiner und bilden dann nur noch schwache runde Knötchen,
und selbst diese verschwinden zuletzt auch wohl gänzlich (4 c). Der
Bauch ist flach oder bildet eine seichte Rinne, welche gewöhnlich glatt
ist. Bei jüngeren Exemplaren zieht sich selten eine Andeutung der
Rippen über dieselben hin; in höherem Alter ist dieses jedoch regel-
mässig der Fall (Fig. lc u. 4c).
Von dieser Normalform finden sich bei kleineren und mittleren
Exemplaren mehr oder minder erhebliche Abweichungen. Einige der-
selben sind unter Fig. 2, 3 und 5 abgebildet worden. Die Rippen sind
hier weniger zahlreich, einfacher, in ihrem Verlaufe mehr geradlinig.
Zuweilen ist die Verbindung der inneren und äusseren Knotenreihe so,
dass man an gewisse Formen des Ammonites varians gemahnt wird
(Fig. 3). Bei denjenigen Stücken, welche eine geringe Zahl von Rippen
tragen, sind diese stärker und weiter abstehend als gewöhnlich, zugleich
einfach radial, nicht oder nur schwach gebogen und nur selten durch
Einschiebung oder Theilung vermehrt. ' Uebrigens sind alle diese, nur
selten auftretenden Formen durch Uebergänge mit der Normalform ver-
bunden, wie dies schon das unter Fig. 5 abgebildete Exemplar anzeigt.
Dahin sind auch noch die Stücke zu rechnen, welche weder Knoten,
noch Zähne, die vielleicht beim Versteinerungsprocesse verloren gingen,
tragen. Dergleichen Formen erinnern dann an Ammonites Lafresnaya-
nus, den d’Orbigni aus dem Senon von Freville (Manche) abbildet
(Terr. cret. tab. 97, fig. 3, 4.)
Die Lobenlinie ist an keinem Exemplar sichtbar. Der Untersuchung
lagen 28 Exemplare zu Grunde.
16
Ammonites Coesfeldiensis.
Die Maasse eines grösseren Exemplars ohne die vorspringenden
Zähne :
Durchmesser der Schale ...... 77 Mm.
Weite des Nabels ....... 15,5 „
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 23 „
„ „ „ „ von der Naht bis zum Bauche 38 „
„ „ vorletzten „ „ * * * * * 15 „
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . • 12 ,
Dicke des letzten Umganges . . . . . 15 „
„ „ vorletzten ....... 6,5 „
Geologisches Vorkommen. Die Art gehört der senonen Kreide
mit Belemnitella mucronata an. Ich kenne sie bis jetzt nur aus der
Gegend von Coesfeld. Dort gehört sie, in den nordöstlich und südöst-
lich von der Stadt verbreiteten jüngsten Kalkmergeln zu den häufi-
geren Vorkommnissen. Da der dortige zur Agricultur verwendete Mer-
gel sehr leicht der Verwitterung erliegt und zerfällt, so gelingt es nur
unter günstigen Umständen, wie oft man auch Spuren entdecken mag,
Exemplare einzusammeln. In dem festeren, das Liegende jener Mergel
bildenden Mergelsandstein habe ich die Art niemals beobachtet, ebenso
wenig in den petrographisch sehr ähnlichen Mergeln mit Belemn. qua-
drata, welche von Legden und Holtwick herstreichend in der Nähe der
Stadt ebenfalls eine schmale Zone bilden. Vorzügliche Fundstellen sind
der Suekerhook und die Bauerschaft Harle. Auch in der Nähe von Darup
habe ich die Art gesehen.
Alle Originale in meiner Sammlung.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel I.
Fig. 1 Normales Exemplar, la von der Seite, lb gegen die Mündung, lc gegen
den Bauch gesehen.
Fig. 2 Varietät mit einfachen kräftigen Rippen, 2a gegen die Seite, 2b gegen
die Mündung gesehen.
Fig. 3 a, b Junges Exemplar, gegen die Seite und gegen die Mündung gesehen.
Fig. 4 a,b Auf der Mündung liegendes, comprimirtes, sonst normal ausgebildetes
Exemplar, gegen die Seite und gegen den Bauch gessehen.
Fig. 5 Varietät, gegen die Seite gesehen.
Sämmtliche Stücke in natürlicher Grösse dargestellt.
Ammonites costulosus.
17
Ammoniten costulosus sp. n.
Taf. II Fig. 1 — 4.
Die Schale mit einer durchschnittlichen Grösse von 95 Mm. ist schei-
benförmig, involut, zusammengedrückt mit flachen oder wenig gewölbten
Seiten, scharf begränztem schmalem Bauch, engem Nabel und zahlreichen
gebogenen Rippen versehen. Die Rippen entspringen in Knoten an
der Nabelkante und vermehren sich durch Einsetzen. Sie beginnen mit
einer starken Richtung nach vorn, die sie etwa bis zur Mitte der Sei-
ten innehalten, dann biegen sie sich schwach sichelförmig wenig rück-
wärts, um sich in der Nähe des Bauches wieder nach vorn zu wenden.
Auf der abgeplatteten Bauchfläche selbst sind sie kaum sichtbar ange-
deutet, dagegen bilden sie an den scharfen, vom Bauch und den Seiten-
flächen gebildeten Kanten mehr oder minder deutliche, verlängerte zahn-
artige Vorsprünge. An einem Exemplar mittlerer Grösse zählt man
etwa 46 Rippen auf dem letzten Umgänge. Ausser diesen Rippeji ist
die Oberfläche noch mit feinen Reifen versehen, welche mit den Rippen
parallel laufen, und dicht gedrängt, gleichmässig Seiten und Bauch, so-
wohl die Zwischenräume der Rippen, wie diese selbst bedecken. Bei
einem Exemplar von 65 Mm. Durchmesser zählt man zwischen zwei
Rippen 7 solcher Reifen.
Bei manchen Exemplaren sind die Rippen 1 * 3 nur ausserordentlich
schwach angedeutet oder sogar gar nicht vorhanden, wenn auch die
Reifen deutlich sichtbar sind. So bei einem unter Figur 3 dargestellten
Stücke. Muthmasslich sind dieselben erst beim Versteinerungsprocesse
verloren gegangen, da sich Exemplare finden, denen auch die Reifen fehlen
(Fig. 4). Von diesen Stücken, wie ein solches unter Fig. 4 abgebildet ist,
dürfte diese Annahme unzweifelhaft und nicht etwa dem Jugendzustande
zuzuschreiben sein, da man an der inneren Windung anderer Exemplare
bei gleicher Grösse die Reifen wahrnimmt.
1 Die Figur 2 a ist nicht besonders gelungen, da die Rippen hier leicht für
Vertiefungen der Oberfläche angesehen werden könnten. Ausserdem ist der invo-
lute Theil des vorletzten Umganges zu gering angegeben; siehe die Maasse.
3
18
Ammonites costulosus.
Das Vorkommen im Kalke von Ahlen (Fig\ 1) zeigt flach gewölbte
Seiten, welche gegen die Bauchkante hin sanft zugerundet sind. Bei
den Exemplaren aus den Mergeln von Coesfeld (Fig. 2 — 4) bemerkt man
dies nicht. Die flachen Seiten neigen sich hier unmerklich den Bauch-
kanten. Wie weit hier eine primäre oder sekundäre Erscheinung vor-
liegt, ist nicht zu ermitteln.
Maasse:
I.
II.
Durchmesser der Schale ....
65 Mm.
132 Mm.
Weite des Nabels ......
12 *
30 „
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene
27 „
52 „
„ „ „ „ von der Naht bis zum
Bauche
35 „
65 „
„ „ vorletzten „ von der Naht bis zum
Bauche
14 *
Involuter Theil des vorletzten Umganges .
6 ,
Grösste Dicke des letzten Umganges
6 *
44 ,
„ „ „ vorletzten Umganges .
3,5
Eine äusserlich verwandte Form bietet: Ammonites Vibrayeanus
d’Orb. terr. cret. pl. 96, fig. 1 — 3 aus den Cenomanien von Vibrayes
(Sarthe) ; doch ist die Ornamentik der Schale verschieden. Noch näher
stehen einzelne Stücke dem Ammonites Orbignyanus Geinitz (Quader,
tab. IV, fig. 1 und früher Charakteristik, Kieslingswalda, tab. I, fig. 8,
und Stoliczka, fossil Cephalopoda. tab. 48, fig. 2). Namentlich ist auch
hier die Berippung verschieden. Die Rippen sind wenig zahlreich und
statt vorwärts vielmehr rückwärts geneigt. Auch die Nähte der Kam-
merwände scheinen sehr verschieden zu sein. An einem der vorliegenden
Exemplare glaube ich, freilich bei sehr ungünstiger Erhaltung, wahrzu-
nehmen, dass ein grosser erster Lateral-Lobus, ein erheblich kleinerer
zweiter und ein oder zwei sehr kleine Auxiliar-Loben vorhanden sind.
Geologische Verbreitung. Die Art gehört zu den weniger
häufigen Ammon een der Schichten mit Belemnitella mucronata. Als Kalk-
versteinerung findet sie sich bei Ahlen in Westphalen. Ausserdem habe
ich mehrere Exemplare in den Kreidemergeln von Coesfeld in West-
phalen gefunden. Auch die diese Schichten unterteufenden Mergelsand-
steine lieferten auch dem „Coesfelder Berge“ mehrere Stücke der Art.
Sämmtliche Originale in meiner Sammlung.
Ammonites Haldemsis.
19
Erklärung der Abbildungen.
Tafel II.
Fig. 1 a,b Grosses Exemplar mit flachgewölbten Seiten aus den festen Kalken
von Ahlen in Westphalen von der Seite und gegen den Bauch gesehen.
Fig. 2 a, b Kleineres Exemplar mit abgeflachten Seiten ans den jüngsten Kalk-
mergeln von Coesfeld in Westphalen, von der Seite und gegen die Mün-
dung gesehen.
Fig. 3 a, b Bruchstück eines Exemplars mittlerer Grösse ohne Rippen, nur mit
den Haarreifen versehen, aus dem Mergelsandstein von Coesfeld.
Fig. 4 Junges Exemplar ohne Rippen und Reifen aus dem Kalkmergel von
Coesfeld.
Alle Exemplare sind in natürlicher Grösse abgebildet.
Ammonites Haldemsis sp. ».
Taf. III, Fig. 1 a. b.
Die drei Umgänge des 60 Mm. grossen Gehäuses sind zur Hälfte
involut und haben eine niedrige, convexe Nabelfläche, über welcher die
Seiten mit sehr geringer Wölbung bis zum Bauche sich ausdehnen. Die
Höhe der Mündung übertrifft die Breite um ein sehr Erhebliches. Ueber
der Nabelfläche des letzten Umganges — die inneren sind nicht gut
conservirt — • erheben sich 12' — 13 Rippen in fast gleichen Abständen,
welche vollkommen gerade den Seiten leistenartig aufliegen und enden,
ehe sie den Bauch erreichen. Auf der äussere» Hälfte der Windung
werden diese Rippen von Knoten begränzt, die der Mündung ein wenig
zugeneigt sind.
Die Nähte der Kammerwände sind zwar nicht mit Deutlichkeit er-
kennbar, doch deuten einzelne Spuren an dem Mergelkerne darauf hin,
dass dieselben sehr zerschnitten waren. Die Wohnkammer ist an dem
abgebildeten Stücke nicht erhalten.
Maasse:
Durchmesser der Schale ...... 59 Mm.
Weite des Nabels ........ 22 „
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 18 „
„ „ „ „ von der Naht bis zum Bauche 26 „
„ „ vorletzten „ „ „ „ „ ‘ „ H „
Involuter Theil des vorletzten Umganges ... 5 „
20
Ammoites Proteus.
Die Art steht den Ammonites Cunliifei Stoliczka (tab. 50, fig. 3, p. 97)
aus der Ootatoor group Indiens nahe. Die Verschiedenheiten bestehen
darin, dass bei der indischen Art der Bauch flacher und die Mündung
niedriger ist, die Rippen etwas gekrümmt, nach vorn geneigt sind und
auch schon in der Jugend mit einem Höcker enden.
Geologisches Vorkommen. Ich kenne die Art bis jetzt nur
aus der Hügelgruppe von Haldem und Lemförde (Hannover), deren
Schichten durch das häufige Vorkommen von Belemnitella mucronata
ihrem Alter nach charakterisirt sind.
Das abgebildete Exemplar befindet sich in der Sammlung des natur-
historischen Vereins der Rheinlande und Westphalens in Bonn.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel III.
Fig-. 1 Exemplar in natürlicher Grösse, la von der Seite, lb gegen den Bauch
und gegen die Mündung gesehen.
Ammonites Proteus sp. n.
Taf. III, Fig. 2 a. b. c.
iftU/jJt Cu i
ttz / H- f
Alle Exemplare sind mehr oder minder verdrückt, so dass es schwer
ist, von der ursprünglichen Gestalt ein vollkommen richtiges Bild zu
erhalten. Doch scheint nach der Vergleichung sämmtlicher Stücke sich
Folgendes mit ziemlicher Gewissheit zu ergeben.
Die Schale erreicht eine Grösse von circa 115 Mm. und besteht aus
drei Umgängen, welche bei einigen Exemplaren etwas weniger, bei an-
deren etwas mehr als über die Hälfte involut erscheinen. Die convexe
Nabelfläche ist steil und stösst in einer abgerundeten Kante gegen die
Seitenfläche. Diese ist ziemlich flach, nur leicht gewölbt, wenig gegen
den breiten, etwas abgeplatteten, kaum von den Seiten abgesetzten Bauch
convergirend. Das ganze Gehäuse ist mit kräftigen Rippen versehen,
welche in den verschiedenen Altersstadien eine verschiedene Entwicklung
erleiden. In der Jugend, auf den inneren Windungen ziehen sich, an
der Nabelkante beginnend, ziemlich fern stehende Rippen mit einer
Ammonites Proteus.
21
Neigung nach vorn über Seiten und Bauch. Auf letzterem mehrt sich
durch Einschiebung einiger kürzeren Kippen die Zahl derselben. Einige
Exemplare liegen vor, an denen je zwei dieser grösseren Rippen aus
einem verlängerten, dornförmig ausgezogenen Knoten ausgehen. Beim
Ansetzen der Wohnkammer gehen die Rippen nicht mehr über den
Bauch, bilden aber an den Kanten dicke runde Höcker oder ohrartig
erweiterte Vorsprünge. Ausserdem geht in demselben Stadium noch
eine andere Veränderung mit den Rippen vor sich, indem sie zum Theil
auf der Mitte der Seiten, oder etwas dem Nabel genähert, eine flache
knotenartige Erweiterung oder Anschwellung erleiden. Hiermit ist noch
eine fernere Erscheinung verbunden ; der Theil der Rippen nämlich,
welcher zwischen dieser Erweiterung und den äusseren Knoten liegt,
verschmälert sich in der Regel und verschwindet zuweilen gänzlich, so
dass dann an diesen Stellen die Schale, statt mit Rippen, mit Knoten
geschmückt erscheint. Diese Art der Ornamentik erinnert an ein indi-
sches Vorkommen, an den freilich sonst ganz verschiedenen Ammonites
Rotalinus Stoliczka, tab. 34, fig. 2. In diesem Stadium treten die Rippen
am weitesten auseinander. — Im weiteren Wachsthum der Schale nähern
sich die Rippen vrieder und nehmen eine regelmässigere Gestalt an. Zu-
nächst treten sie schwach auch auf dem Bauche zwischen den Knoten
wieder hervor, und endlich im höchsten Alter laufen sie, ohne jegliche
Spur von Knoten, als dicke, wulstartige Vorsprünge, an der Nabelfläche
beginnend, über Seiten und Bauch hin. So gewinnt die Schale, je nach
dem verschiedenen Standpunkte, von dem aus man sie betrachtet, ein
ganz verschiedenes Ansehen.
Eine deutliche Lobenlinie wurde noch nicht beobachtet. Jedenfalls
war dieselbe sehr complicirt, wie man an einigen undeutlichen Spuren
erkennt. Als mir das erste Exemplar der Art zu Gesicht kam, hielt ich
es für eine krankhafte, verkrüppelte Form. Nachdem ich aber selbst
mehrere Exemplare gesammelt, andere in verschiedenen Sammlungen
gefunden hatte, musste jene Meinung aufgegeben werden, da alle Stücke
unter sich übereinstimmen, bei allen der so auffällige Wechsel in der
Ornamentik erst mit Ansatz der grossen, 3A der Windung einnehmenden
Wohnkammer sich findet.
Geologisches Vorkommen. Alle gesehenen und untersuchten
Stücke stammen aus den Mukronaten-Mergeln von Haldem und Lern-
22
Ammonites patagiosus.
förde (Hannover). Die zu vorstehender Beschreibung benutzten Exem-
plare befinden sich zum Theil im Museum des naturhistorischen Vereins
der Rheinlande und Westphalens in Bonn, zum Theil in meiner Samm-
lung.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel III.
Fig. 2 nach einem etwas schräg gedrückten Exemplare restaurirtes Bild in na- .
türlicher Grösse, 2a gegen die Seite, 2b gegen die Seite und den Bauch,
2 c gegen den Bauch gesehen, um den Wechsel in der Berippung und
der Knotenbildung zu zeigen.
Ammonites patagiosus sp. n.
Taf. IV, Fig. 4% 5.
Das kleine Gehäuse besteht aus 2 bis 3 Umgängen, welche sich
etwa zu zwei Drittel umschliessen und daher einen engen Nabel bilden.
Umgänge ziemlich niedrig und breit. Der regelmässig gerundete Bauch
verbindet sich ohne Spur einer Kante mit den Seiten. Die letzteren er-
heben sich mit steiler Nabelfiäche über die Umgangsnaht und gehen mit
gerundeter Kante in die convexen Seitenflächen über, so dass die Mün-
dung, an Höhe und Breite nahezu gleich, eine abgerundet vierseitige,
fast kreisförmige Gestalt annimmt, wobei von dem Ausschnitte des
Rückens, der die vorige Windung aufnimmt, abgesehen wird. An der
Umgangsnaht oder an der Nabelkante entspringen in ziemlich regelmäs-
sigen Abständen Furchen, welche fast geradlinig, mit schwacher Nei-
gung nach vorn über Seiten und Bauch hinweglaufen. Diese Einschnü-
rungen sind zugleich von einer Aufwulstung der Schale begleitet, wo-
durch der jedesmalige völlig ausgebildete Lippensaum ein halskragen-
artiges Ansehen gewinnt. An einzelnen Exemplaren sind stellenweise die
Furchen doppelt vorhanden, und an den meisten Exemplaren beginnt die
begleitende rippenartige Erhebung der Schale mit einem Knoten am Nabel.
In der Jugend dürften nur diese Knoten vorhanden sein, und auch die
Furchen ganz fehlen. Im Uebrigen war die ganze Schale glatt. Es mag
noch erwähnt werden, dass je nach der Erhaltungsart bald die Einschnü-
Ammonites patagiosus.
23
rungen, bald die Rippen deutlicher sind. Die Zahl derselben schwankt,
wie bei den verwandten Formen der unteren Kreide.
Die Nähte der Kammerwände sind an keinem Exemplar sichtbar.
Vielleicht steht der sehr ungenügend gekannte Ammonites Parisien-
sis Heb. 1 aus der Kreide von Meudon nahe.
Maasse:
Durchmesser der Schale ...... 51 Mm.
Weite des Nabels ....... 17 „
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 15 „
„ „ „ „ von der Naht bis zum Bauche 21 „
„ „ vorletzten „ „ 11 „
Involuter Theil des vorletzten Umganges ... 7 „
Dicke des letzten Umganges . . . . . . 19
„ „ vorletzten „ ...... 8 „
Die durchschnittliche Grösse des Gehäuses beträgt 50 Mm. Das
Fragment eines grösseren Stückes zeigt an, dass die Art auch eine
Grösse von 70 Mm. erreichen kann.
Zur Beschreibung lagen 11 mehr oder minder vollständige Exem-
plare vor.
Geologisches Vorkommen. Die Art gehört den Schichten mit
Belemnitella mucronata an. Sie wurde bisher nur in den jüngsten kal-
kigen Mergeln der Gegend von Coesfeld (Westphalen) beobachtet.
Alle Originale in meiner Sammlung.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel IV.
Fig. 4 und 5 stellen zwei vom Coesfelder Berge stammende Exemplare von
der Seite und vom Bauche aus gesehen in natürlicher Grösse dar.
Mem. Soc. geol. Franc. II. Ser. tom. V, p. 369 tab. 29 fig. 2.
24
Ammonites Lettensis.
Ammonite* Lettensis sp. n.
Taf. IV Fig. 3.
Steht der vorigen Art durch Grösse, Gestalt, Form und Zahl der
Umgänge nahe, ist aber verschieden durch die stets fehlenden Einschnü-
rungen, geringere Involubilität und deutliche Rippen. In der Jugend
erscheinen die letzteren nur, als fern stehende verlängerte Knoten in
der Gegend der gerundeten Nabelkante, die halbe Seitenhöhe kaum er-
reichend. Bei weiterem Wachsthum der Schale entwickeln sich die Rip-
pen mehr und mehr, gehen über die Seiten und später auch über den
Bauch weg. Zugleich schieben sich dann am Bauch einige Rippen zwi-
schen, welche eine kurze Strecke auch noch auf den Seiten sichtbar
sind. — Die Nähte der Kammerwände sind auch hier unbekannt.
Maasse:
Durchmesser der Schale ....... 47 Mm.
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 16 „
„ „ „ , von der Naht bis zum Bauche 19 „
„ , vorletzten „ „„„„„„ 9„
Involuter Theil des vorletzten Umganges .... 3 „
Dicke des letzten Umganges 21 „
„ „ vorletzten Umganges 11 „
Verwandt ist die Art den Jüngern Schalen von Amm. Portlocki
(Sharpe p. 30, tab. XIII, fig. 3). Aber die Dicke der Windungen über-
trifft hier bedeutend die Höhe; auch die Rippen sind zahlreicher und
mehr gerade. — Auch Amm. Ganesa (Forb. Stol. p. 106. tab. 54, fig. 2)
zeigt eine gewisse Aehnlichkeit. Bei dieser indischen Art entwickeln
sich aber die Knoten niemals zu Rippen.
Zahl der untersuchten Stücke 4.
GeologischesVor kommen. Die Art ist bis jetzt selten, ich habe
nur wenige Exemplare in den obersten Mergelbänken mit Belemnitella
quadrata zwischen Coesfeld und Lette in Westphalen sammeln können.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel IV.
Fig. 3 a Exemplar in natürlicher Grösse gegen die Seite, 3b gegen die Mündung
und den Bauch gesehen.
Ammonites polyopsis.
25
Ammonites polyopsis.
Tai IV, Fig. 1, 2.
1835. Ammonites polyopsis Dujardin. Mem. soc. geol. France, tome II,
p. 232, pl.VII, fig. 12 a, b, c.
1841. Ammonites bidorsatus, A. Römer, Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb.
S. 88, Taf. XIII, Fig. 8.
„Scheibenförmig, genabelt, mit 2 — 3 schnell an Höhe zunehmenden,
sehr in volnten Windungen. An der Suturkante, welche steil abfällt, -ent-
springen etwa 20 schwache Falten, welche sehr stark vorwärts gerichtet
sind und auf dem ersten Viertheile der sehr schwach gewölbten Seite
einen länglichen Höcker bilden ; die Mehrzahl verschwindet dann und
etwa acht erreichen fast den sehr schmalen Bauch, in dessen Nähe sie
zu einem zweiten, von vorn nach hinten gerichteten Höcker anschwel-
len und dann aufhören; der Rücken trägt eine tiefe Längsfurche, wel-
che von zwei scharfen Kanten begränzt ist.“ Dieser Beschreibung von
Adolph Römer sind einige Bemerkungen zuzufügen. An den inne-
ren Windungen habe ich weder Rippen noch Knoten beobachtet. Diese
Ornamentik der Schale scheint erst ein Produkt des mittleren und spä-
teren Alters zu sein. Die kurzen an der Naheikante entspringenden
Falten habe ich nur auf der Wohnkammer gesehen. Die verlängerten
Knoten in der Nähe des Bauches, welche sich der Bauchkante allmählig
mehr und mehr nähern, kenne ich nur auf den letzten 2/ä der äusseren Win-
dung. An einzelnen Exemplaren alterniren diese Knoten auf beiden
Seiten. Dass von diesen Knoten Rippen über die Seiten weg zum Nabel
laufen, habe ich niemals observirt. Dagegen zeigen sich wohl undeut-
liche Wellen auf den Seiten, wie unsere Abbildung sie angibt. Die Bil-
dung des Bauches ist auch wechselnd. Die Längsfurche ist nicht immer
wahrzunehmen. Zuweilen scheint es, als wenn dieselbe — wie Dujardin
in der That angibt — von kleinen, auf den Kanten stehenden Knoten
eingefasst wTäre. Der Bauch ist auch keineswegs immer schmal, wie an
den abgebildeten Exemplaren. Ich besitze ein Bruchstück, an dem die
Breite 17 Mm. beträgt und erinnere mich, in der Sammlung des Herrn
Dr. Ewald in Berlin Stücke gesehen zu haben, deren Bauch einen Zoll
26
Ammonites tridorsatus.
Breite besass. Wahrscheinlich ragte der Bauch stark an der Mündung
vor, wie dies Anwachsstreifen vermuthen lassen, welche noch an einem
Steinkerne sichtbar sind. Auch Dujardin gab schon ein solches Bild.
Die Eigentümlichkeiten der Lobatur sind aus der Abbildung derselben
ersichtlich.
M a a s s e :
Durchmesser der Schale .......
124
Mm.
Weite des Nabels ........
25
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene .
36
„ „ v „ von der Naht bis zum Bauche
58
n
„ „ vorletzten „ „ „ „ „ „ „
30
Involuter Theil des vorletzten Umganges
25
„
Grösste Dicke des letzten Umganges . . . .
27
„
„ „ „ vorletzten Umganges . . . .
11
Geologisches Vorkommen. Die Art gehört den mittleren
Schichten mit Bel. quadrata an, wo Dülmen in Westphalen den Haupt-
fundpunkt bildet. Auch Blankenburg am Harze bildet einen bekannten
Fundpunkt. Nach Dujardin ebenfalls in der Kreide der Tourraine.
Die abgebildeten Exemplare in meiner Sammlung.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel IV.
Fig. 1 Seitenansicht eines Exemplares mit zum Theil erhaltener Wohnkammer,
2 a Ansicht eines grösseren Exemplares gegen den Bauch und gegen eine
Kammerwand gesehen, 2 b die Nähte der Kammerwände des unter Fig.
2 a dargestellten Stückes.
Alle Abbildungen in natürlicher Grösse.
Ammonites tridorsatus n. sp.
Taf. V Fig. 1.
Die massig grosse Schale besteht aus etwa fünf langsam an Höhe und
Breite zunehmenden vierseitigen Umgängen, welche sich fast nur berühren,
so dass ein sehr weiter Nabel offen bleibt. Die Seiten sind flach und
fallen gegen den Nabel zu fast senkrecht ab. Querschnitt der inneren
Windungen quadratisch, der äusseren oblong (NB. in der Abbildung
Ammonites tridorsatus.
27
etwas zu hoch angegeben), höher als breit. Die Seitenflächen sind be-
deckt mit regelmässigen starken, nahezu radialen Rippen. Die Rippen
sind alle einfach, an der Suturfiäche bis zum ersten Knoten leicht gebo-
gen, auf den Seiten gerade, 27 auf dem letzten, 25 auf dem vorletzten
Umgänge, in regelmässigen Abständen stehend, der Zwischenraum zwi-
schen zwei Rippen etwas grösser, als die Breite einer Rippe, jede zwei Knoten
tragend. Die Knoten der inneren spiralen Reihe sind rund und stehen in
einiger Entfernung von der Nabelkante; auf den inneren Windungen
werden sie allmählig undeutlicher. In den Knoten der äusseren Spirale
endigen die Rippen gegen den Bauch hin, wo sie stumpf abschneiden.
Auf der Mittellinie des breiten, fast flachen Bauches erhebt sich ein
scharfer, ununterbrochener, von zwei Furchen eingefasster Kiel. Jede
Furche ist nach auswärts wiederum von einem Kiele begränzt. Die
Nähte der Kammerwände sind unbekannt.
Maasse:
Durchmesser der Schale ....
. 124 Mm.
Höhe des letzten Umganges
. . 36 „
Höhe des vorletzten Umganges
• 18 ,
Grösste Dicke des letzten Umganges
. 34 „
Grösste Dicke des vorletzten Umganges
• 18 *
Bemerkungen. Unsere Art ist offenbar dem Ammonites subtri-
carinatus d’Orbigny, Prodrome II, p. 212 (Amm. tricarinatus d’Orbigny,
Pal. Fran9- I, p. 307, pl. 91, fig. 1,2) nahe verwandt, indem sie mit die-
sem die geringe Wachsthumszunahme und Involubilität der Umgänge
und die drei characteristischen Kiele des Bauches gemein hat. Die we-
sentliche Verschiedenheit beider heruht in der Art der Berippung und
Knotenbildung. Denn andere Unterschiede wie das Convergiren der Sei-
tenflächen gegen den Rücken und die stärkere Wölbung der Nabelfläche
bei Amm. subtric. mögen in der verschiedenen Erhaltungsart beruhen.
Bei Amm. subtric. liegen auf der Nabelkante etwa 20 Knoten, welche
auf der Seitenfläche als Rippen fortsetzen, wobei die meisten dichoto-
miren, nur wenige einfach bleiben. Alle bilden am Rücken eine zweite
Knotenreihe, so dass man hier 36 enge beisammen stehender Höcker
zählt. Dieser eigenthümliche Schmuck der Seiten ist, soweit bis jetzt
ermittelt, bei Ammonites subtric. durchaus constant. Denn d’Orbigny’s
Exemplaren von Sougraigne im Aude-Departement gleichen die Funde
28
Ammonites tridorsatus.
von den fernsten Lokalitäten vollkommen, wie die Exemplare aus Schle-
sien, welche Drescher auffand (Zeitschr. der deutsch, geol. Ges. Bd. XV,
S. 331, Taf. VIII, Fig. 2 — 4), wie das westphälische Vorkommen (ebend.
Jahrg. 1866, S. 72),- welches wir selbst auf'heben, und wie die Erfunde
von Stoliczka in Ostindien (Mem. of the Geol. Surv. oflndia, Palaeon-
tologia indica III, 1, p. 54, tab. XXXI, fig. 3) darthun1.
Hiernach dürfte unsere Art als eine wohl verschiedene, gut begrün-
dete zu betrachten sein.
Vorkommen. Ich erhielt das beschriebene Exemplar mit der An-
gabe, dass es bei Osterfeld (unweit Oberhausen) gefunden sei. Die Ge-
steinsbeschaffenheit, ein äusserst glaukonitreicher lockerer Mergel" wider-
spricht dieser Angabe nicht. Bei der überaus grossen Seltenheit von
Ammoneen in diesem sonst fossilreichen Mergel mag jedoch darauf hin-
gewiesen werden, dass zahlreiche Versteinerungen, in der Erhaltungsart
nicht von denjenigen von Osterfeld zu unterscheiden, in einem auch
Ammoneen umschliessenden Gesteine ebenfalls unweit Essen, bei Stop-
penberg, gesammelt sind. Das Alter der Schichten von Stoppenberg ist
noch nicht völlig genau ermittelt, aber muthmasslich ein wenig älter als
dasjenige der Mergel von Osterfeld.
Geol ogi sh es Alter. Indem vorläufig Osterfeld als Fundort adop-
tirt wird, gehört unsere Art dem Senon an, welches durch Belemnitella
quadrata charakterisirt wird und zwar dessen unteren Schichten.
Das Original befindet sich in der Sammlung des Herrn Sack in Essen.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel V.
Fig. 1 a stellt das beschriebene Exemplar in natürlicher Grösse von der Seite
dar.
Fig. 1 b dasselbe Exemplar in horizontaler Lage gegen den Bauch und gegen
die Mündung gesehen, wobei irrthiimlich die Mundhöhe etwas zu gross
angegeben ist.
1 Dagegen scheint es gewagt, das mit einfachen, stark nach vorn geneig-
ten und nur am Rücken mit einem Knoten versehenen Rippen verzierte Ammoni-
ten-Bruchstück, welches Gabb, Geol. Surv. of California Palacont. tom. I, tab. X,
fig. 4 darstellt, zu Ammonites subtricarinatus zu ziehen. Ebend. p. 60.
Ammonites margae.
29
Ammoniten margae sp. n.
Taf. Y, Fi g. 2.
Schale gross, scheibenförmig, flach zusammengedrückt, mit weitem
Nabel, auf dem Bauche gekielt, auf den Seiten mit Rippen und Knoten
geziert. Die Umgänge nehmen etwas rascher an Höhe als an Breite zu,
nur wenig, etwa involut. Man kennt nur die drei äussern Umgänge.
Der innerste Th eil der Schale bis zu 20 Mm. Durchmesser ist an keinem
Stücke erhalten. Die Seiten flach gewölbt, gehen allmählig ohne Kante
in den hoch gekielten Bauch über. Der Kiel reicht, wie man an den
Abdrücken im Nebengestein bemerkt, noch scharf schneidig 4 — 6 Mm.
weiter vor als an den Kernen. Unsere Lithographie war schon vollen-
det, als wir dergleichen Stücke erhielten, und konnte also der Kiel in
der Abbildung nur noch angedeutet werden.
Der innerste Umgang zeigt breite, kurze, wellenartige Rippen. Auf
den folgenden Windungen sind die Rippen deutlicher, am ausgeprägte-
sten in der Gegend des Nabels, jenseits der halben Seitenhöhe werden
sie undeutlicher, oft bis zum Verschwinden, und bilden dann in der
Nähe des Bauches sehr breite rundliche Höcker, welche auf den inneren
Windungen von den folgenden Umgängen überdeckt werden.
Die Zahl der Rippen ist gering; sie wechselt zwischen 13 und 18
auf dem letzten Umgänge. An einem, dem abgebildeten Exemplare,
stehen die letzten, der Mündung nahen Rippen gedrängter als gewöhn-
lich. Die Wohnkammer scheint wenigstens 2/s des letzten Umganges zu
betragen. Die Nähte der Kammerwände sind nicht sehr deulich, doch
erkennt man mit Bestimmtheit, dass sie nur wenig zerschnitten und ver-
zweigt waren. Der erste Lateral-Lobus breit, gleich tief wie der Sipho-
nal-Lobus, am Ende mit zwei Spitzen endigend (?); der zweite Lateral-
Lobus viel schmaler und weniger tief; endlich noch ein kleiner Auxi-
liar-Lobus.
Maasse (das grösste Exemplar misst 223 Mm.) :
Durchmesser des Gehäuses .... 192 Mm.
Höhe des letzten. Umganges . . . 66 „
„ „ vorletzten Umganges . . 32 „
Nicht involuter Theil desselben . . 23 „
Dicke des letzten Umganges . 33 „
Höhe des Kieles . . 4 „
30
Ammonites Westphalicus.
Geologische Verbreitung. Die Art bildet das wichtigste
Cephalopod der sogenannten „grauen Mergel“, dem tiefsten Gliede der
senonen Kreide im westphälischen Becken, und wurde namentlich im
Schachte von der Heydt bei Herne beobachtet. Ein Exemplar, welches
mir ebenfalls vorliegt, soll aus den Quadraten-Mergeln von Osterfeld
stammen. Es gilt über dieses Vorkommen dasselbe, was über die Auf-
findung des Ammonites tridorsatus bei Osterfeld gesagt wurde.
Die der Beschreibung zu Grunde liegenden Originale befinden sich
theils in der Sammlung der Bergschule zu Bochum, theils in der des
Herrn Sack, theils in meiner Sammlung.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel V.
Fig. 2 a Ein Exemplar in "/s der natürlichen Grösse von der Seite gesehen, 2b
dasselbe Exemplar in gleicher Verkleinerung gegen die Mündung ipid
gegen den Bauch gesehen.
Ammonites Westphalicus.
Taf. VI, Fig. 2.
v. Strombeck, Zeitsahr. d. deutsch, geolog. Ges. Bd. XI, S. 56.
Ausser Ammonites margae umschliesst der „graue Mergel“ des süd-
lichen Westphalens noch mehrere gekielte Ammoniten. Einer derselben
ist bereits durch Herrn von Strombeck in mehreren Exemplaren aufge-
funden und an dem angeführten Ort, wie folgt, beschrieben worden.
-Die Stücke haben bis zu 12 Zoll Durchmesser. Der Kiel ist ziemlich
hoch und beiderseits mit einer Furche versehen. Mundöffnung mehr wie
doppelt so hoch als breit. Seiten ganz flach mit radialen, abgerundeten
und einfachen Rippen versehen, welche letztere an der Sutur entsprin-
gen und bis zur Rückenkante fortsetzen, wo sie mit einem abgerundeten
Höcker endigen. Selten und ohne Regel schaltet sich in höherem Alter,
von der Rückenkante ab bis zur Mitte der Höhe, eine schiefliegende,
übrigens gleiche Rippe ein. Anzahl der Rippen bei 8 bis 12 Zoll Durch-
messer = 25 bis 30 pro Umgang. An einem SA Zoll grossen Exemplare,
das jedoch nicht ganz entschieden derselben Species zugehört, zählt man
Ammonites Westphalicus.
31
nur 20 Rippen, die sich nächst der Sutur und am Rücken etwas stärker
markiren als sonst. Involubilität sehr gering. Bei 10 Zoll Durchmesser
hat der letzte Umgang 27* Zoll, der vorletzte 17a Zoll Höhe, die Win-
dungszunahme daher verhältnissmässig unbedeutend.“
In einer kleinen Entblössung der „grauen Mergel“ zwischen Essen
und Stoppenberg in der Nähe der Zeche Königin Elisabeth fand ich
einen c. 9 Zoll im Durchmesser haltenden Ammoniten, welcher vielleicht
der beschriebenen Art angehört. Das Stück ist gegenwärtig nur noch
674 Zoll gross. Es zeigt die characteristische Bildung des Bauches und
der Rippen, deren man am Nabel 19, an der Bauchkante 24 zählt. Breite
und Höhe der Mündung verhalten sich wie 3 : 4. Ich gebe von dem
Stücke nur die Bauchansicht Tafel VI, Fig. 2, indem die Seitenansicht
und die Gestalt der Rippen und Knoten — abgesehen von Rer grösse-
ren Zahl — mit derjenigen von Ammonites margae (Tafel V, Fig. 2a)
übereinstimmt. Bei Vergleich dieser beiden Stücke liegt die Frage nahe,
ob es möglich sei, dass durch die Art des Versteinerungsprocesses un-
ter Mitwirkung von Compression die den Kiel begleitenden Furchen,
auf der ganzen Erstreckung, auf der äusseren und auf allen inneren
Windungen durchaus verschwinden können, ohne dass zugleich eine
Unregelmässigkeit in der Form des Bauches sich zeige? Wäre dies der
Fall, so würde Ammonites Westphalicus in Bezug auf Bildung der Rip-
pen sehr veränderlich sein. Aber ich habe das Stück von Essen zer-
brochen und genau die inneren Windungen geprüft, an keiner Stelle
jedoch wurde eine Spur von dem hohen characteristischen Kiele des
Ammonites margae wahrgenommen, während derselbe, einmal beobach-
tet, auch bei den inneren Windungen aller Stücke dieser Art leicht zu
finden ist. Ich glaube also nach dem mir vorliegenden Material beide
Formen als verschiedene Arten betrachten zu müssen. Gehört das ab-
gebildete Exemplar von Essen wirklich zu Amm. Westphalicus, so diffe-
rirt die Art in Rücksicht auf die Zahl der Rippen und in Rücksicht auf
das Verhältniss der Höhe und Breite stärker als Herr von Strombeck
angibt. Ich besitze ein Bruchstück der Art von der Zeche Hannover
unweit Bochum, also aus demselben Schachte, aus dem Herr von Strom-
beck einen grossen Theil seines Materiales erhielt. Dieses Bruchstück
gehört einem Ammoniten von 6 Zoll Durchmesser an. Höhe und Breite
wie 1 : 2, Zahl der Rippen c. 26, Bauch wie angegeben. Es liegt also
32
Ammonites Texanus.
hier wohl unzweifelhaft die durch Herrn v. Strombeck aufgestellte Art
vor. Dieses Stück aber unterscheidet sich von Amm. margae sowohl,
wie von dem besprochenen Exemplare von Essen noch durch die gerin-
gere Wachsthumszunahme, durch die grössere Weite der Spirale, welche
auf vier bis fünf Umgänge schliessen lässt.
Nach diesem Stücke zu urtheilen, steht Ammonites Westphalicus in
Bezug auf Gestalt des Gehäuses dem Ammonites tridorsatus nahe, die
Rippen aber zeigen eine Bildung, welche derjenigen von Ammonites
margae durchaus verwandt ist.
Geologische Verbreitung. Die Art gehört dem untersten Se-
non, den „grauen Mergeln“ des südlichen Westphalens an und wurde
namentlich beobachtet im Schachte Carl der Zeche Hannover bei Gel-
senkirchen, ferner auf der Grube Shamrock bei Herne, auf dem Schachte
Carl bei Altenessen und der Königsgrube bei Gelsenkirchen.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel VI.
Fig. 2 stellt das beschriebene, aus der Nähe von Essen herrührende Exemplar
gegen den Bauch gesehen in natürlicher Grösse dar.
Ammonites Texanus.
Taf. VI, Fig. 1. 3.
1849. Ammonites Texanus. Römer, Texas. Mit besonderer Rücksicht auf deutsche
Auswanderung etc. S. 417.
1852. Ammonites Texanus. Römer, die Kreidebildungen von Texas und ihre or-
ganischen Einschlüsse, S. 31, Taf. III, Fig. la — e.
1858. Ammonites Texanus. F. von Hauer, Ueber die Cephalopoden der Gosau-
schichten, in Hauer : Beiträge z. Paläontologie 1, 1. S. 10, Taf. II, Fig. 4 — 6.
Die Bestimmung des einzigen, in ziemlich vollständiger Erhaltung
vorliegenden Exemplares ist nicht ganz zweifellos. Indem ich auf die
Beschreibung der Art bei Römer und von Hauer verweise, soll hier nur
das Verhältniss angedeutet werden, in welchem unsere Form zu dem
Texanischen Vorkommen und dem der Gosau steht. Der Gesammtha-
bitus stimmt bei allen überein. Die grössere Höhe und geringere Dicke
Ammonites Texanus.
33
der Windungen an unserm Stücke ist der erlittenen Compression zuzu-
schreiben. Die Exemplare des Gosauthales sind alle, wie von Hauer
ausdrücklich angibt, etwas verdrückt, deshalb stimmt auch unser Exem-
plar besser mit der Abbildung von v. Hauer, als mit der von Römer
gegebenen. Die Zahl der Windungen hat nur v. Hauer mit Sicherheit
observiren können. Die Schale bestand aus etwa sechs, langsam an
Höhe und Breite zunehmenden, sich beinahe nur berührenden Umgän-
gen (v. H.). Weder an unserem, noch an den vorliegenden Originalen
aus Texas sind die innersten Windungen sichtbar oder erhalten.
Die Zahl der starken, radialen Rippen beträgt bei dem grössten
Texanischen Stücke nur 22, an unserem nur wenige Linien kleineren
Exemplare 26 auf dem äusseren Umgänge, v. Hauer zählte an seinem
Material sogar bis zu 31 Rippen. Offenbar variirt die Zahl der Rippen
bei Ammonites Texanus, denn es liegt mir noch ein von Römer selbst
bei Neu-Braunfels in Texas aufgelesenes Bruchstück derselben Art vor,
welches bei gleicher Grösse mit dem von Römer abgebildeten grössten
Exemplare, viel gedrängter stehende Rippen als letzteres zeigt und in
der Zahl derselben genau mit derjenigen unseres Stückes übereinstimmt.
Der Umstand, dass das Westphälische Vorkommen breitere und flachere
Rippen zeigt, als das Texanische, dürfte wiederum dem erlittenen Drucke
zuzuschreiben sein. Wichtiger ist, dass bei fortgeschrittenem Wachsthum
die Rippen unseres Stückes eine grosse Neigung nach rückwärts erhal-
ten, aber auch diese Differenz ist scheinbar, indem sie durch das Gosau-
Vorkommen vermittelt wird. Die Bildung der die Rippen verzierenden
Knoten ist überall dieselbe. Die inneren Knoten sind rund und stumpf,
die zwei äusseren spiralen Reihen derselben dagegen in die Länge gezogen,
besonders die der äussersten Reihe, schon dem Bauche angehörend,
sind sehr verlängert, und zahnartig vorspringend überragen sie selbst
den glatten Kiel des Bauches. Bei den fremden Yorkommnissen trägt
jede Rippe fünf Knoten, unser Exemplar nur vier. Auf dieses verschie-
dene Yerhalten ist weniger Gewicht zu legen, als es auf den ersten
Blick scheinen könnte. Auch die grossen Originalexemplare von Texas
zeigen nur die dem Bauche zunächst stehenden Knotenreihen vollkom-
men deutlich ; auch die dem Nabel zunächst stehende Reihe ist noch
leidlich erkennbar, viel weniger die dritte, die zweite aber kaum sicht-
bar, oder gar nicht vorhanden. Unter diesen Umständen dürfte auch
5
34
Ammonites Texanus.
auf das Fehlen der zweiten Knotenreihe an unserem Exemplare kein
Gewicht zu legen sein, um so weniger, als Form und Lage der vorhan-
denen Knotenreihen mit dem Texas- und Gosau-Vorkommen ganz über-
einstimmen. Es stehen namentlich die äusseren Reihen näher zusammen,
als die inneren. Auch das letzte Bedenken wird schwinden, wenn wir
das Tafel VI unter Figur 3 abgebildete Bruchstück, welches ich in den
gelblichen, glaukonitischen Mergeln bei Stoppenberg auffand, mit in
Betracht ziehen. An diesem Stücke ist die zweiten Knotenreihe vorhan-
den, aber es fehlt die erste, dem Nabel zunächststehende. Von diesem
Mangel abgesehen, stimmt dieses Bruchstück überhaupt sehr gut mit den
Exemplaren aus Texas, namentlich in Bezug auf den Umriss der Mün-
dung und die Form der Rippen, da es kaum merklich verdrückt ist.
Demnach dürfte es, trotz des geringen mangelhaften Materials als er-
wiesen gelten, dass Ammonites Texanus auch der norddeutschen Kreide
angehöre.
Es muss noch der Beziehungen gedacht werden, in welchen unsere
Art zu anderen Ammoniten steht. Römer fand eine Verwandtschaft mit
Rhotomagensis, v. Hauer mit einzelnen Varietäten von Ammonites Coupei
und führt namentlich dafür die Abbildung bei Sharpe Taf. XIX Fig. 1
an. Grösser ist die Aehnlichkeit unseres Stückes mit Amm. rostratus
Sow. Taf. 173, welcher ziemlich allgemein für eine Varietät des Ammo-
nites inflatus gilt. Am nächsten ist unsere Art den Cristaten ver-
wandt, welche Baily aus der Kreide Süd-Africas beschrieb, nämlich
dem Amm. Stangeri und Amm. Soutanii (Quat. Journ. Geol. Soc. Lon-
don, Vol. XI, p. 455, tab. XI, fig. 1, fig. 2), zwischen welchen beiden Am-
monites Texanus in der Mitte steht. Auch Ammonites Bourgeoisianus
d’Orb. (Prod. II, p. 112, No 16) dürfte verwandt sein, so weit nach der
mangelhaften, von keiner Abbildung begleiteten Beschreibung zu uf-
theilen ist.
In gewissem Alter erinnert auch der veränderliche Ammonites Wool-
gari (vergl. Sharpe, tab. XI) an unsere Art, namentlich wenn bei dieser
einzelne Knotenreihen undeutlich werden. Amm. Woolgari trägt deren
nie mehr als 3 auf einer Rippe. Sicher unterscheidend auch bei klei-
neren Bruchstücken ist der unterbrochene, sägenartige Kiel. Zudem
dürfte Amm. Woolgari ein etwas höheres Alter haben. Ich habe ihn
bisher nur im Brongniarti-Pläner beobachtet.
Ammonites Hernensis.
35
Geologisches Vorkommen. Die beiden beschriebenen Exem-
plare gehören dem untersten Senon des Westphälischen Beckens an. Das
unter Fig. 1 abgebildete Exemplar, welches ich dem Herrn Bergreferen-
darius Volmer verdanke, stammt aus den grauen Mergeln des Schachtes
von der Heydt bei Herne, das unter Fig. 3 abgebildete Fragment fand
ich in den gelblichen, glaukonitischen Mergeln bei Stoppenberg.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel VT.
a stellt ein von der Seite, 1 b dasselbe gegen den Bauch und die Mün-
dung gesehene Exemplar, aus den grauen Mergeln von Herne stam-
mend, dar.
Bruchstück einer Windung von der Seite gesehen, von Stoppenberg bei
Essen.
Ammonites Hernensis n. sp.
Taf. VI, Fig. 4.
Das Gehäuse besteht aus drei ungefähr zur Hälfte involuten Um-
gängen, deren gerundeter Bauch sich ohne Kante mit den Seiten ver-
bindet. Die Oberfläche des Steinkernes ist mit zahlreichen flach gerun-
deten Rippen bedeckt, die am Bauche eine Biegung nach vorn machen.
Neben den Rippen finden sich diesen parallel und gleichfalls am Bauche
eine Bucht nach vorne bildend, sechs Einschnürungen auf dem äusseren
Umgänge. Weder' die Rippen noch die Einschnürungen erreichen den
Nabel. Die letzteren werden in der Nähe der Nabelkante von einem
runden oder etwas verlängerten Höcker begränzt. Die Grösse des
Stückes beträgt 66 Mm.
Nach Gestalt, wie nach Oberflächenverzierung steht unsere Art dem
Ammonites planulatus Sow. 1 so nahe, dass sie eben nur durch die
Höckerreihe davon unterschieden ist. Denn die Zahl der Einschnürun-
gen ist schwankend. Ursprünglich wurden der Art nur 4 oder 5 Fur-
chen zugeschrieben. Seitdem aber Ewald 2 nachgewiesen hat, dass auch
1 Tab. 570 == Amm. majorianus d’Orb. tab. 79.
2 Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. II, 445.
Fig. 1
Fig. 3
36
Ammonites ITernensis.
Ammonites Emerici Raspail1 mit Ammonites majorianus d’Orb. zu ver-
einen sei, steht es fest, dass die über Seiten und Bauch eines Umgan-
ges laufenden Furchen zwischen vier und sechs wechseln. Ebensowenig
liegt in der Rippenbildung zwischen der alten und neuen Art eine Ver-
schiedenheit, da die Behauptung, welche freilich auch von Ewald von
Neuem aufgestellt ist, dass die Rippen nur an der Oberfläche der Schale,
nicht aber am Kerne sichtbar seien, sich nicht bestätigt hat, wie ich
bereits früher nachwies2. Auch Pictet und F. von Hauer haben dieselbe
Beobachtung gemacht3.
Die genannten Höcker dagegen, welche unsere Art in der angege-
benen Weise trägt, habe ich bei keinem der zahlreichen Exemplare des
Anim, planulatus aus Gault oder Cenoman, welche ich zu untersuchen
Gelegenheit hatte, beobachtet, und ebenso wenig sind sie in den zahl-
reichen Darstellungen, welche wir von dieser Art durch Sowerby, d’Or-
bigny, Pictet und Sharpe besitzen, angegeben worden, so dass ich glaube,
darin einen Grund zur specifischen Trennung finden zu müssen. Hierzu
gesellt sich noch der Umstand, dass ein echter unzweifelhafter Amm.
planulatus, trotz der grossen horizontalen und vertikalen Verbreitung,
bisher noch niemals in so jungen Schichten beobachtet wurde.
Geologisches Vorkommen. Das beschriebene und abgebildete
Exemplar wurde von dem Herrn Bergreferendarius Volmer in den un-
tersenonen „grauen Mergeln1’ des Schachtes von der Heydt bei Herne
in Westphalen aufgefunden.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel VI.
Fig. 4 stellt das beschriebene Exemplar in der Seitenansicht dar.
1 Ann. des Scienc. d’observ. I II, tab. 12, fig. 6. d’Orb. Terr. cret. tab. 51,
fig. 1-3.
2 Zeitsehr. d. deutsch, geol. Ges. Bd. XVIII, p. 72.
3 Sitzungsberichte d. kais. Ak. d. Wiss. Bd. XLIV, p. 655.
Lith.Jnsl d.rh Fr.Vi'ilh Unit.» * Henry m 8: >
Taf.K
Lith.Jnst-d.rh.Fp \dilh. Untv.» 1 Henry mBom
PpÜnst.d.rh fr.With.Uim.v k. Henry mftonn.
Taf.IY.
Lith J n st d rh FrWilh Um» v A.Henrj in Sonn
lith.Jnst.d.rh.Fr.Willi.Vlniy v.A.Henryin Bn<
Taf-JI
Lith.Jnst.d rh.Fr.Wilh.Un'u.v.^Henrj in Bonn
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